CDs
I
NEUES
AUS
DER
MUSIKWELT
Friedrich der Große, |. S. Bach,
Johann Joachim Quantz u. a.
FRIEDRICH DER GROSSE -
MUSIK AUS SANSSOUCI
Daniela Koch, Daniel Hope, Raphael Alper-
mann. L'arte del mondo. Werner Ehrhardt
OG/Universal CD
(S9’J
Am
24
. Januar
20 12
jährte sich der
Geburtstag des musikliebenden
preußischen Herrschers Friedrich
des Großen, zu dem diese erst im
Oktober letzten Jahres eingespielte
CD gerade noch rechtzeitig erschie-
nen ist.
Derjenige, der wahrscheinlich am
meisten unter dem letztlich konser-
vativen Musikdiktat des Königs zu
leiden hatte, war wohl Quantz, des-
sen einigermaßen bekanntes Flö-
tenkonzert G-Dur auf dieser CD das
Zentrum ausmacht, hier mit großer
Eleganz von der
2 2
-jährigen Danie-
la Koch auf der Querflöte dargebo-
ten, die im letzten Jahr den Zweiten
Preis beim ARD-Musikwettbewerb
zugesprochen bekam. Flankiert wird
dieses Konzert von zwei Werken der
Bach-Familie sowie zwei allerdings
nur rudimentären Werken des Kö-
nigs selber. Unabhängig davon, ob
Flötistin
Daniela Koch auf den
Spuren Friedrichs des Großen
die Sonate für Violine und obligates j
Cembalo nun von Carl Philipp Erna- i
nuel oder Johann Sebastian Bach ;
stammt, handelt es sich um ein sehr ;
wirkungsvolles Stück, bei dem Da- |
niel Hope seiner leihweise hier ge- ;
nutzten Guarnieri zahlreiche Farben j
und Schattierungen entlocken kann, j
Die Triosonate aus dem „Musikali- ;
sehen Opfer“ von Johann Sebastian i
ist gewiss qualitativ der Höhepunkt ;
der CD, zumal man hier durchaus :
von einer kammermusikalischen ;
Sternstunde sprechen kann.
Dagegen fallen die Werke von j
Friedrich dem Großen ab - man ;
möchte fast sagen naturgemäß. Das
wirkt alles zu stereotyp gespielt und j
von daher nicht wirklich spannend, i
Warum man beim G-Dur-Konzert auf ;
Friedrichs Instrument, die Querflöte, i
verzichtet und hierfür - sehr unpas-
j
send - die Geige bemüht, bleibt i
ebenso rätselhaft wie der Umstand, :
dass nur das „Allegro assai“ gespielt
wird, wo doch auf der CD genügend j
Zeit auch für die übrigen Sätze die- j
ses Konzerts geblieben wäre.
ReinmarEmans \
MUSIK ★ ★ ★ ★
KLANG ★ ★ ★ ★
Viktor Ullmann
KLAVIERSONATEN NR. S, 6,
Lala Isakova (Klavier)
Crystal/Delta CD
(S3)
Die etwas spröden, aber durchaus
klavieristisch erfundenen Klavier-
sonaten von Viktor Ullmann, einem
Schönberg-Schüler, der
1944
in
Auschwitz-Birkenau ermordet wur-
de, liegen bei Lala Isakova in al-
lerbesten Händen. Sie interpretiert
sie mit makelloser Technik durch-
aus traditionell und versucht, ei-
nen individuellen, unverwechsel-
baren Tonfall der Musik aufzuspü-
ren und ihn gestenreich nach den
thematischen Gruppierungen in
den einzelnen Sätzen zu differen-
zieren.
Die fünfte Sonate etwa legt sie
spielerisch-draufgängerisch aus,
die sechste hingegen ruhig-medi-
tativ, die siebte wiederum rüstig
Deutsche Kammerphilharmonie Bremen.
Paavo Järvi
RCA/Sony SACD
________
___(63)
Sein Zyklus der Beethoven-Sinfo-
nien ist noch in bester Erinnerung.
Nun widmet sich Paavo Järvi mit der
Deutschen
Kammerphilharmonie
Bremen also Schumann, und auch
hier legt er Außerordentliches vor.
Die beiden Sinfonien dieser Auf-
nahme - „Frühling“ und „Rheini-
sche“ - scheinen aus dem Geist des
Tanzes, das heißt der kurzen Phra
sierung und der präzise und diffe-
renziert akzentuierten Bewegung
geradezu neu geboren zu sein. Die-
ser Ansatz ist im Prinzip demjenigen
John Eliot Gardiners, der
1997
sämt-
liche Schumann-Sinfonien vorlegte
(Archiv-Produktion), nicht unähn-
lich. Das betrifft auch den Orchester-
mit durchaus auch leichtfertigen
Nebentönen. Die erste Themen-
gruppe erhäll dann im Kopfsatz
der fünften Sonate einen stür-
misch-angreifenden Impetus, den
die zweite zum melodisch-kon-
templativen hin modifiziert. Auf
diese Weise gliedert sie die Musik
nach den jeweiligen Tonfällen der
Werke und lässt sie unmittelbar
nachvollziehbar wirken.
Das ist interpretatorisch keine
Kleinigkeit; denn diese Sonaten
geben sich eher modern und sogar
etwas rätselhaft. Aber Lala Isako-
va verdeutlicht mit ihren Lesarten,
dass diese Modernität nur die
Maske einer im Grunde ganz tra-
ditionell gehaltenen Musik ist.
Man mag sogar bei ihrem enga-
gierten, identifikatorischen Spiel
eine Sehnsucht dieser Musik nach
Einfachheit und Eingängigkeit he-
raushören, die ihr aber nicht mehr
erreichbar ist. Damit gelingt der
Pianistin das Kunststück, Klavier-
werke reicher und komplexer wir-
ken zu lassen, als sie vielleicht
komponiert sind.
Giselher Schubert
M USIK ★
★
★
★
★
KLANG ★ ★ ★ ★
klang, in dem die Bläser weitaus pro-
minenter sind, als man es von gro-
ßen sinfonischen Apparaten kennt.
Auch Järvi befreit Schumann nach-
haltig von der spätromantischen Pa-
tina, so dass diese Sinfonien auf ein-
mal ihre faszinierende Klanglichkeit
offenbaren können, die das alte Un-
wort vom schwachen Orchestrator
Schumann Lügen straft.
Aber Järvi lässt sich beinahe noch
rückhaltloser als Gardiner auf Schu-
manns spezifische Orchesterbe-
handlung ein und geht vor allem
dem Geflecht der Stimmen noch wei-
ter auf den Grund. Das ist mutig,
denn ein Satz wie das Larghetto aus
der Ersten kann durchaus befremd-
lich wirken, wenn er so auf seine
Struktur und seinen Bewegungs-
impuls zurückgeführt, gleichsam
„entschlackt“ ist wie hier. Aber Järvi
erliegt zum Glück nicht der Gefahr,
den Buchstaben des Notentextes
wichtiger zu nehmen als die Musik,
die sich dahinter verbirgt. Sein Schu-
mann ist nämlich vor allem eins:
hochspannend, voller Enthusiasmus
musiziert.
Andreas Friesenhagen
MUSIK ★ ★ ★ ★ ★
KLANG ★ ★ ★ ★ ★
KLASSIK
WEITERE
NEUERSCHEINUNGEN
• Bach: Klavierkonzerte BWV
10 52
-
1058
/Konstantin Lifschitz, Stuttgar-
ter Kammerorchester (Orfeo)
• Britten/Bach/Ligeti: Diverse
Stiicke/Miklös Perényi (ECM)______
• Debussy/Szymanowski: Estampes
u. a./Rafal Blechacz (DG)
• Franck/Ravel/Saint-Saens: French
Impressions/Joshua Bell, Jeremy
Denk (Sony)___________
• Gubaidulina: Canticle Of The Sun/
Gidon Kremet, Kremerata Baltica
(ECM)_______________________
• Hasse: Didone abbandonata/
Valer Barna-Sabadus (Oehms)
• Ives: Violinsonaten/Hilary Hahn,
Valentina Lisita (DG)_____________
• Haydn: Violinkonzerte/Giuliano
Carmignola (Archiv Produktion)
• Chatschaturjan/Barber: Two Souls/
Mikhail Simonyan (DG)
________
• Johann Lütter: Klavierwerke Vol.
2 j
Dorothee Broichhausen (Verlag
D
o h r ) __________
• Martinez: Il primo amore/Nuria Rial
(DHM/Sony)
• Saint-Sæns/Dvorak: Cellokonzert u.
a./Maximilian Hornung, Bamberger
Symphoniker (Sony)_____________
• Schubert: Fantasie C-Dur u. a./
Carolin Widman, Alexander
Longuich (ECM)
____ _____
• Schnittke: Klavierkonzert
2 !
Ewa Kupiec (Crystal)
• Tschaikowsky/Mendelssohn:
Violinkonzerte/Ray Chen (Sony)
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Das DR-Logo gibt den Dynamikumfang des Tonträgers an. Nähere Infos unter www.stereo.de
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3/2012 STEREO 133